Dienstag, 16. April 2013

EGO Das Spiel des Lebens

Buchempfehlung:





In diesem interessanten Buch vom Universalgelehrten Frank Schirrmacher geht es darum, dass die moderne Ökonomie des human oeconomicus eigentlich nichts anderes ist als die Theorie der Spieltheorie von John Nash, welche besagt, dass Menschen nur Egoisten sind und in jeder möglichen Lage das Maximum für sich selbst herausholen wollen. Das stimmt in extremis nur für Menschen welche wahre Psychopathen und/oder pathologische Lügner sind. Die meisten Menschen denken an das Gemeinschaftswohl und an das grössere Ganze.

Er beschreibt auch, dass sie diese Spieltheorie an ganz normalen Menschen wie Krankenschwestern ausprobiert haben, nur hat dies nicht funktioniert weil diese Frauen das Allgemeinwohl höher schätzen als ihren eigenen Profit.

Aber er schreibt auch, dass der Mensch zur Maschine gemacht werden kann (+ interessante Auszüge):

--> Der Computer simuliert den Gedanken, wenn der Gedanke computergerecht simuliert wurde; der Automat simuliert einen Menschen, wenn der Mensch automatengerecht definiert wurde (zero intelligence). UND GENAUSO FUNKTIONIEREN DIE ALGORITHMEN an der BÖRSE: NULL INTELLIGENZ dafür Rechenkraft und Schnelligkeit in Mikrosekunden.

"Es sind nicht einmal mehr Vermutungen, nicht einmal mehr Beschreibungen von Märkten, nein sie (die Algorithmen) erschaffen Märkte."

"Es begann, was Morrison einen akademischen "Gold Rush" nennt, der Hype wie eine Parodie auf jene Vordenker der Finanzmärkte, die im 21. JH mithilfe der Computer und Algorithmen aus nichts Gold machen wollten."

"Weltweit wuchs  der spekulative Wert von Derivaten von null im Jahre 1970 auf 1.2 Billiarden Dollar im Jahre 2010 und ist damit 20x grösser als das Bruttosozialprodukt der ganzen Erde."

"was er "nicht kognitives Lernen" nennt - ein Lernen, das nicht mehr "verstanden" werden muss; es ist eine Vernunft, die Wissen und Information vertauscht und in der es nicht mehr darum geht, eintreffende Informationssignale zu verstehen und zu durchdringen, sondern lediglich zu empfangen und weiterzuleiten."

"Manipulation der Dinge durch Wissenschaft, sondern um die Manipulation der Seele durch eine Art digitale Alchemie"

"Es stimmt, dass das Internet eine Quelle unendlichen Wissens ist und dass es beeindruckende Beispiele kollektiver Intelligenz gibt. Aber wie stets in der Informationsgesellschaft verändert sich dieses Bild sofort, wenn der Cyberspace von den Märkten annektiert wird."

"Er wuchs allen über den Kopf. Und schliesslich, im Mai 2010, sah eine verblüffte Welt zum ersten Mal bewusst, was geschehen kann, wenn Nummer 2 die vollständige Kontrolle übernimmt."

"Im Jahre 2008 waren diese Trader massgeblich an einer Operation beteiligt, in der Griechenland seine Schulden mithilfe von Derivaten loswurde, in denen Goldman Sachs diese Schulden vor den Augen der Welt buchstäblich verschwinden liess. Dieser Trick brachte der Investmentbank ungefähr 300 Millionen Dollar ein."

"Die internationalen Finanzmärkte haben sich zu einem Monster entwickelt"

"Um das Verhalten von Ökonomischen Agenten in der Wirtschaftstheorie vorherzusagen, muss nichts daran wahr sein, es muss nur von allen geglaubt werden."

Dies bezieht sich doch auf unseren Markt die Börse, gemacht vom Prinzip der unsichtbaren Hand (wenn viele unabhängige Mitstreiter schlussendlich den fairen (mittelmässigen) Preis herausfinden [indem sie sich gegenseitig neutralisieren]) bis zur Börse welche wir heute vorfinden die in Mikrosekunden durch automatische Algorithmen den Menschen ausbooten kann.

Aber dieses Prinzip der maximalen Ausbeutung hat es bis ins Finanzsystem der modernen Welt durch Algorithmen geschafft. Die heutige Börse funktioniert durch solche unmenschlichen Algorithmen welche den Menschen schon seit Jahren abgelöst haben. Die Transaktionen werden immer schneller ausgeführt, dies bezweckt unter anderem, dass Trends viel schneller ablaufen als früher.




Hier folgt ein Auszug aus dem Appenix:

Dieser künstliche Agent sollte bei Auktionen immer sein persönliches Optimum erzielen, und zwar genau in der Weise, wie Menschen das angeblich tun: durch die spieltheoretische Berechnung des Nash-Equilibriums. Zwei Jahre später schien es so weit zu sein. Die Ökonomen Dhananjay Gode und Shyam Sunder kreierten - in einem mittlerweile hässlichen Experiment  - unter Laborbedienungen einen künstlichen Markt, in dem Nummer 2 in zwei Versionen agierte. In einer Version gab er auch Geld aus, das er gar nicht hatte, in der zweiten Version waren ihm Beschränkungen auferlegt, sodass er sein Budget nicht überziehen konnte. In beiden Fällen lag sein IQ bei null. Er kaufte, verkaufte, hielt sich an die Regeln des Marktes und die des Professors Nash.

Die Ergebnisse zeigten, dass die zweite Version nicht mehr von menschlichen, digital agierenden Tradern zu unterscheiden war. Ein Triumpf nicht nur für die Software, sondern auch für das neoklassische Ökonomieverständnis: Auch bei Null-Intelligenz kann man vernünftig handeln, wenn man sich den Gesetzen des Marktes unterwirft. "Märkte als partieller Ersatz für individuelle Rationalität", nannten das die beiden Ökonomen.

...

Aber die Lage änderte sich bereits Ende der Neunzigerjahre dramatisch. Zwar gab es damals schon Algorithmen im Trading, aber sie verhielten sich eindimensional, kleine "Einzeller, die nach einem einfachen System von Regeln" nichts anderes taten als kaufen und verkaufen. (Scott Patterson)

Aber dann kaufte Golman Sachs 1999 "Hull Trading", eine Firma, von der neben ihrer Expertise in künstlicher Intelligenz und Algo-Trading bekannt war, dass sie eine Reihe erstklassiger Physiker der Fermilabs nahe Chicago beherbergte: Leute, die an der Entdeckung von Quarks beteiligt waren und die nach 1989 unter Druck staatlicher Mittelkürzungen an die Wall Street emigrierten. Dass Goldman Hull Trading kaufte, war ungefähr so, als hätte sich der Vatikan in eine Klonfabrik eingekauft. Oder wie es Scott Patterson im Nachhinein beschreibt: " Es markierte eine Verschiebung von Goldman - dem Inbegriff der Old-School-Wall-Street-Firma - zugunsten des elektronischen Handels. Eine Verschiebung, die Goldmans Aufstieg zur Macht in den 2000er-Jahren vorbereiten sollte, einer Zeit als Goldman zu einem der aggressivsten und geschicktesten Trading-Goliaths der Welt wurde." 

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