Mittwoch, 27. November 2024

Benedict Wells - fast genial

 Was für ein wunderbares Buch - richtige Belletristik. Das letzte Mal dass mir ein Buch so gefallen hat ist schon lange her. Riven Rock von T.C. Boyle war ähnlich lustig und geistreich.




Benedict Wells schreibt einfach unglaublich gut und dieses Buch schrieb er schon 2011. Ich hab auch Hard Land von ihm gelesen, aber diese Geschichte hat mir noch besser gefallen.

Francis der Hauptprotagonist, ein Teenager aus einem Trailerpark mit psychisch kranker Mutter und ohne Vater, reist mit seinem Kumpel und Freundin quer durch die USA um seinen angeblich genialen Vater zu suchen. Die angebliche Wahrheit der Geschichte beruht aber nur auf einer Samenbank in dem Genies gezüchtet werden sollten, welche es tatsächlich mal gab.

Die schönsten Exzerpte:

"...Pine-Tree-Trailerpark draussen am Stadtrand hausten. Es waren Verrückte, Verlierer oder kaputte Familien. Selbst die meisten Kinder wirkten schon verstört..."

"All diese verlorenen Gestalten, die nichts zustande brachten, die es nicht in sich hatten, je etwas Grosses zu stemmen. Und plötzlich durchzuckte es Francis. Er würde einmal so werden wie sie, egal wie sehr er sich wehrte. Er würde niemals von hier wegkommen."

"Mr. Monroe sagte, dass der intelligente Mensch auszusterben drohe. Während die Akademiker sich nicht mehr richtig vermehren, sondern nur noch Karriere machen würden und gerade Genies oft ohne Nachkommen seien, würden die Dummen ein Kind nach dem anderen in die Welt setzen."

"Ich meine, in den Filmen wird immer behauptet, dass man aus seinen Fehlern lernen und jemand anderes werden kann ... aber in den meisten Fällen ist das gelogen. In Wirklichkeit bleiben die Leute oft, wie sie sind."

"Aber schon mal daran gedacht, dass du dein Potential erst entfalten kannst, wenn du weisst, wer du bist?"

"Francis betrachtete lange das Foto seiner Mutter, und auf einmal bekam er eine Riesenwut, dass das Leben einen Menschen so zugrunde richten konnte. Dass es aus dem strahlenden Mädchen auf dem Foto die von Medikamenten zitternde Frau aus dem Trailer machen konnte..."

"Das Experiment schlug fehl, wie du weisst. Die meisten Geniekinder waren zwar überdurchschnittlich begabt, aber so genial wie Alistair Haley war sonst keiner."

"'Ich habe wirklich mal einen IQ-Test gemacht, und ich war fast genial'. 'Wieso, wie viele Punkte hattest du?' 'Ich hatte hundertacht'."

"Weil Las Vegas das Herz und das Mekka des White Trash war und er, Francis, dessen Ausgeburt."

"Es war alles so verrückt. Er liess wirklich eine winzige weisse Kugel über sein Schicksal entscheiden. Andererseits wusste er, dass er hier richtig war, denn das Leben war ohnehin nichts anderes als Roulettespielen."

"Er wusste, dass er sich von dem Schlag, eine halbe Million verloren zu haben, niemals mehr erholen würde. Er würde sich morgen freiwillig melden und ein völlig anderes Leben führen, vielleicht im Krieg sterben wie Brad Jennings' Bruder oder als seelischer Krüppel zurückkommen und bis zu seinem Tod ein verlorenes Dasein fristen."

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